Aktuelle Wirkungsevaluation der Chancenpatenschaften – mehr erfahren und runterladen!
„Ich will das jetzt lernen“
Wirkungsevaluation der Chancenpatenschaften 2019
Die Forschung zeigt: Patenschafts-Aktivitäten bauen Unterschiede in Teilhabechancen ab. Das bestätigt erneut das Programm „Chancenpatenschaften“ der spendenfinanzierten Stiftung Bildung. Schulische Leistungen der teilnehmenden Kinder und Jugendlichen werden besser und sie schließen Freundschaften, die auch in Krisen helfen.
„Halt mal die Klappe, ich will das jetzt lernen.“ Dieses Zitat eines, sonst eher weniger motivierten, Schülers bringt die schulische Wirkung der Chancenpatenschaften auf den Punkt. Die Konzentration auf den Unterricht und aktive Beteiligung nehmen zu. Das ergab die Evaluation 2019 als ein zentrales Ergebnis. Doch vor allem hilft das Programm, soziale Hürden zu überwinden – ob diese nun bedingt sind durch ein bildungsfernes Elternhaus, wenig Geld oder einen Migrationshintergrund.
Fast 90 Prozent der Kinder und Jugendlichen würden wieder teilnehmen
Durch die Chancenpatenschaften werde insgesamt ein Beitrag zur Verbesserung des Klimas für Toleranz, Vielfalt, Integration und Demokratie geleistet, sagen über drei Viertel der beteiligten Bildungsstandorte. Rund 100 Betreuungspersonen in Kitas und Schulen wurden für dieses Stimmungsbild befragt. Ebenfalls zu Wort kamen über 150 Kinder und Jugendliche. Fast 90 Prozent würden wieder am Programm teilnehmen und geben ihrer Patenschaft die Durchschnittsnote 1,7.
Weitere Ergebnisse der Wirkungsevaluation sind:
- Aktivitäten im Rahmen von Patenschaften ermöglichen nicht nur Teilhabe. Sie bereiten den Teilnehmenden Freude und fördern deren positive Grundstimmung. Dies wiederum fördert ihre Motivation noch mehr zu unternehmen – und die Finanzierungsmöglichkeiten für Chancenpatenschaften schaffen Freiheiten für Aktivitäten, die sonst unterbleiben müssten.
- Freude an Kommunikation und Anzahl der Kontakte nehmen zu. Dabei wachsen Vertrauen und Wertschätzung. Die Kinder und Jugendlichen lernen neue Leute innerhalb und außerhalb der Bildungseinrichtungen kennen.
- Das Einfühlungsvermögen nimmt zu. In der Folge wachsen Hilfsbereitschaft und Respekt; aggressives Verhalten geht zurück. Die Einbindung in die Gemeinschaft verringert Aggressionsbereitschaft und stärkt hilfeorientiertes Handeln.
- Chancenpatenschaften stärken Selbstbewusstsein und Selbstvertrauen wie auch die Fähigkeit der Teilnehmenden, ihre Aktivitäten besser zu organisieren. Die Kinder können jetzt auch „dicke“ Bücher lesen und trauen sich mehr zu.
- Aktivitäten im Rahmen von Patenschaften befriedigen die Neugier und stärken das Verständnis hinsichtlich anderer Kulturen. Gleichzeitig stärken sie soziale Beziehungen und Freundschaften und tragen zur besseren Teilhabe an der Gemeinschaft bei. Dazu treffen sich Pat*innen auch außerhalb der Schule zu gemeinsamen Aktivitäten.
Wirkungsevaluation der Chancenpatenschaften 2019 herunterladen (PDF)
Viele Kinder und Jugendliche in Deutschland leben in Umständen, die den Start ins Leben erschweren. Das können Fluchterfahrungen sein, aber auch der soziale Hintergrund. Eine Patenschaft von Kind zu Kind hilft. Einige tausend gibt es schon – und seit der Corona-Krise sind diese Begegnungen noch wichtiger geworden.
Die spendenfinanzierte Stiftung Bildung initiiert daher jetzt vermehrt digital stattfindende Begegnungen für und mit Kindern und Jugendlichen. Eine solche Patenschaft sind Mira und Salome eingegangen. Sich austauschen, am Telefon gemeinsam Hausaufgaben machen, den neuen Alltag miteinander teilen – all das sind Aktivitäten, die über die Patenschaften ermöglicht werden können.
Lisa Paetz ist Programmleitung der „Chancenpatenschaften“ in der Stiftung Bildung. In den letzten vier Jahren wurden 10.000 Patenschaften für 20.000 Kinder bundesweit durch die Stiftung Bildung mit dem Programm „Menschen stärken Menschen“ gestiftet. Das ist ein so großer Erfolg, dass das Programm für 2021 fortgeführt wird.

Joel und Roya (c) ZDFtivi
Unterstützung füreinander auf Augenhöhe, das ist die Grundlage für die Patenschafts-Tandems. Das galt auch schon vor Corona-Zeiten. Die Idee zur Patenschaft durch die Stiftung Bildung zum Beispiel hatte Joel, als Roya an seine Schule kam. “Ich dachte, ich finde nie Freundinnen und Freunde”, blickt das Mädchen aus dem Iran zurück. Dann starteten die beiden eine Patenschaft von Kind zu Kind – wie bundesweit viele Kinder und Jugendliche: Sie unternehmen etwas, machen gemeinsam Hausaufgaben, lernen sich und die Lebenswelten des*r anderen kennen.
Initiiert werden diese „Chancenpatenschaften“ im Rahmen des Bundesprogramms „Menschen stärken Menschen“ vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ). Die Stiftung Bildung spricht dabei sowohl die Altersgruppe der Kinder als auch Jugendliche an. Als einzige von 23 Organisationen, die am Programm teilnehmen, erreicht sie das durch ihre besondere Zusammenarbeit mit Kitas und Schulen. Über das Bundesprogramm hinaus möchte sie daher Patenschaften von Kind zu Kind mit Hilfe von Spenden ausbauen.
„Sie hilft mir in Deutsch, ich ihr in Mathe.“

Richard und Pylyp (c) Regionale Schule Jarmen
„Diese Hilfe unter Gleichaltrigen ist sehr niedrigschwellig“, so Hintze. Deutsch lernen – für viele Tandems steht das oben auf der Liste. Bei gemeinsamen Schularbeiten passiert es fast von selbst. Oder bei Hobbys. Richard und Pylyp etwa gehen zusammen angeln, und „oft besuchen wir uns zu Hause“. Dann spielen sie Computer oder Karten und gucken Fernsehen. Dabei lernen beide Seiten. Ein anderer Junge erzählt ganz ähnlich von seiner Patin: „Sie hilft mir in Deutsch, ich ihr in Mathe“.
Patenschaft Kind zu Kind: Gemeinsam als Gruppe

Zhulvens Tanz-AG (c) Gustav-Langenscheidt Schule
Ein Highlight für alle Patenschaften von Kind zu Kind sind Gruppenausflüge oder Arbeitsgemeinschaften am Nachmittag in der Schule. Der Junge Zhulven kann so in Deutschland seiner Leidenschaft nachgehen und ist mit der Tanz-AG der Schule aufgetreten: „Es war, als würde an diesem Tag ein Traum wahr werden“. Das schweißt zusammen. „Wir alle sind weit mehr als Freundinnen und Freunde geworden“, schwärmt die Teilnehmerin einer anderen Arbeitsgemeinschaft.
Im Video erzählt Mira von ihrem „Tandem“ mit Salome und wie diese Patenschaft ihr hilft:
Kulturell „fast reibungslos“

Lernmaterial (c) Bismarckschule Elmshorn
Auf andere Art begeistern kann Erzählen und Diskutieren zum Deutschlernen, sogar montags in der siebten Stunde. „Im Laufe der Monate meldeten sich immer mehr Schülerinnen und Schüler“, sagt Lehrerin Katja Förster. Gut klar kämen mit den kulturellen Unterschieden alle. Sogar bei Jungen und Mädchen gehe das „fast reibungslos“.
Ansteckend wirken die Patenschaften von Kind zu Kind nicht zuletzt in ihrem Umfeld. Freundeskreise vermischen sich, Eltern lernen sich kennen – etwa bei Schulfesten. Die sind zudem „eine besondere Anerkennung für die Kinder, die sich mit viel Engagement für das Miteinander einsetzen“, sagt eine Schulsozialarbeiterin.
Mit wenig Geld viel bewegen
Geld braucht es für die Patenschaft nicht viel. Doch schon eine Theaterkarte kostet. Für viele Kinder und Jugendliche mit Fluchterfahrung ist das schwierig. „Jedes Paar bekommt daher finanzielle Mittel für solche Ausgaben“, sagt Katja Hintze, Vorsitzende der Stiftung Bildung. Damit sei Besonderes möglich, und „gerade das sind oft die besten Erlebnisse, die uns prägen“.
Spielraum für Patenschaften von Kind zu Kind

Kinder-Stadtführer (c) Grundschule Greif
Ein größeres Budget erhalten die Kindergärten und Schulen. Damit finanzieren sie nicht nur Feste und Ausflüge für Patenschaften. Viele Kinder und Jugendlichen starten richtige Projekte wie einen Stadtführer für Mitschüler*innen mit Fluchterfahrung.
Durch das Patenschaftsbudget lässt sich so einiges bewegen. Und nicht zuletzt mit Hilfe von vielen Erwachsenen, die die Patenschaften von Kind zu Kind in ihrer Freizeit betreuen. „Neben den jungen Menschen sind sie unsere großen Heldinnen und Helden der Patenschaften“, sagt Hintze.
Weitere tolle Beispiele von Patinnen und Paten, die die spendenfinanzierte Stiftung Bildung unterstützt, finden Sie hier auf der Website des Landesverbandes der Kita- und Schulfördervereine Berlin-Brandenburg e.V. (lsfb).
Hintergrund zum Patenschaftsprogramm
Die Stiftung Bildung nimmt seit dem Start 2016 am Bundesprogramm „Menschen stärken Menschen“ teil und hat zunächst über 5.000 Patenschaften zwischen Kindern und Jugendlichen mit und ohne Fluchterfahrungen bundesweit gestiftet und unterstützt. 2018 wurde das Programm unter dem Motto „Chancenpatenschaften“ für junge Menschen mit unterschiedlichen Teilhabechancen ausgeweitet.
An die bisherige Arbeit lasse sich dabei gut anknüpfen, sagt Stiftungsvorsitzende Hintze. Die Stiftung Bildung hat dazu in acht weiteren Bundesländern Teams aufgebaut. Allein 2018 konnten sie so über 2.200 Chancenpatenschaften an rund 70 Bildungsstandorten mit Kindern und Jugendlichen initiieren. Mit Hilfe von Spenden will sie das Programm über die staatliche Förderung hinaus ausweiten.
Was fördert die Stiftung Bildung noch? Hier weiterlesen:
» Engagierte Kinder & Jugendliche