Wuppertal: Sommernachtstraum zweier Schulen

nominiert für den Förderpreis Verein(t) für gute Schule 2015

Seit zwei Jahren läuft ein einzigartiges, kooperatives Projekt im musischen Bereich des Sinfonieorchesters Wuppertal gemeinsam mit der LVR-Förderschule Wuppertal und der Schule am Nordpark. Für 20 Projektgruppen, die sich zweimal wöchentlich treffen, wurden in beiden Schulen die Klassentüren geöffnet, um jeweils gemeinsam mit den Kindern der Nachbarschule in den Bereichen „Bewegung und Tanz“, „Percussion“, „Gemeinsames Musizieren“, „Gesang“ und „Darstellende Kunst“ kreativ zu sein. Die Mitglieder des Sinfonieorchesters kommen in die Schulen und stellen sich mit ihren Angeboten sehr auf die besondere Situation der Schülerschaft ein. Höhepunkt und gleichzeitig Abschluss des Projektes ist ein gemeinsames Konzert unter Beteiligung von Schülerinnen und Schülern der beiden Förderschulen in der Historischen Stadthalle Wuppertal vor 1.300 Zuschauern. Eine Kooperation dieser Größenordnung hat es in Wuppertal noch nicht gegeben.

Teilhabe am kulturellen Leben

Die vorrangige Intention des Education Teams des Orchesters besteht darin, Kindern und Jugendlichen das Erleben klassischer Musik näher zu bringen. Da in der Vergangenheit Klassen der Schule regelmäßig die Schulkonzerte des Sinfonieorchesters besucht haben, war der Entschluss schnell gefasst, diesen pädagogischen Schwerpunkt weiter zu intensivieren. Die unmittelbare Kooperation mit der benachbarten Schule am Nordpark bot sich an, da die bisherige enge Zusammenarbeit (gemeinsame Spielefeste, gemeinsame Skifahrten, gemeinsam gegründetes Netzwerk „Anschub Wuppertal“, etc.) noch weiter intensiviert werden sollte.

Den Schülerinnen und Schülern sollte die aktive Teilhabe am öffentlichen kulturellen Leben der Stadt möglichst praxisorientiert und erlebbar ermöglicht und näher gebracht werden. Ihre Eigenaktivität wird mobilisiert, ein Vertrauen in die persönliche Leistungsfähigkeit gefördert und das Bewusstsein, ein wichtiger Teil der Gesellschaft und der eigenen Stadt zu sein, gestärkt. Die Teilnahme an AGs der Nachbarschule war dabei Herausforderung und Schonraum zugleich.

Neben den projektorientierten Ansätzen der einzelnen Projektgruppen wurde eine professionelle Tanzpädagogin engagiert (von „Tanzräume unterwegs“), die durch ihren eigenen künstlerischen Ansatz Kinder und Erwachsene zugleich in die Welt der kreativen motorischen Förderung von Bewegungsabläufen eingeführt hat.
Grundsätzlich wurden alle Inhalte und Themenschwerpunkte, nicht selten durch die Unterstützung der Musikerinnen und Musiker vor Ort, sehr basal, kreativ und im Verhältnis zu den Fähigkeiten und Möglichkeiten der Schülerinnen und Schüler erschlossen. Sie hatten die Möglichkeit, Instrumente zu hören, sie zu erspüren, gemeinsam zu musizieren und die Klassische Musik ganzheitlich zu erfahren.

Kreative Beiträge von allen für alle

Alle Inhalte wurden im Vorfeld auf etlichen Lehrerworkshops inhaltlich und choreographisch koordiniert und auf das Abschlusskonzert am 03.06.2015 hin ausgerichtet.
Jeden Mittwoch und jeden Freitag wurden die Klassentüren der jeweils anderen Schule für die Schülerinnen und Schüler geöffnet, um an den oben genannten AGs (Tanz, die Band „Nordrock“, Hip Hop, Chor, Trommelgruppe, Schattentheater, Theater, Maskenbau, Gitarre, Orchester, den Sinfonikern auf der Spur, Seidenmalerei, Bühnenbau, etc.)  teilnehmen zu können. Für die schwerstbehinderten Schülerinnen und Schüler standen die Projekte „Summertime“, „4 Jahreszeiten“ und „Bruder Jakob“ zur Auswahl.
Zusätzlich gab es mit allen Beteiligten zu Beginn ein gemeinsames Eröffnungskonzert in der benachbarten Erlöserkirche, ein gemeinsam erarbeitetes Zwischenkonzert „Winterträume“ und unzählige unterstützende Besuche der Musikerinnen und Musiker in den Schulen vor Ort.

Alle konkreten Umsetzungen der Ergebnisse aller Projektgruppen sind in einem gemeinschaftlich entwickelnden Prozess mit den Schülerinnen und Schülern entstanden, der sich jeweils eng an den individuellen Fähigkeiten und Fertigkeiten der Schülerinnen und Schüler orientiert hat. Die 3 entstandenen Tänze wurden ganzheitlich und umfänglich thematisch erarbeitet.
Alle an den verschiedensten Konzerten zur Aufführung gekommenen Ergebnisse sind im Prozess entstanden und von den Schülerinnen maßgeblich mit initiiert und gestaltet worden.

Zudem haben die Dokugruppen beider Schulen den gesamten Prozess durch Filmen und Fotos begleitet. Es gab „persönliche Reporter“ für jede Projektgruppe unserer Schule. Berichte dazu entstanden für die Homepage und die Schülerzeitung. Zusätzlich wurden Fotokollagen für eine Ausstellung in der Stadtsparkasse Wuppertal von den Schülerinnen und Schülern zusammengestellt.

Die Schule und der Förderverein

Die LVR-Förderschule Wuppertal besuchen Schülerinnen und Schüler mit komplexen Beeinträchtigungen ihrer körperlichen und motorischen Fähigkeiten. Die unterrichtlichen und erzieherischen Schwerpunkte liegen neben der Vorbereitung auf verschiedene Schulabschlüsse auch auf der ganzheitlichen Förderung der Selbstständigkeit und der Lebensbewältigung. Sie gehen damit deutlich über die reine Vermittlung schulischer Fähigkeiten und Fertigkeiten hinaus. Die Schule bietet Schülerinnen und Schülern mit einer Körperbehinderung einen Lebensraum, in dem sie im Rahmen ihrer Möglichkeiten und im Spiegel des eigenen Entwicklungsstandes eine größtmögliche Selbstständigkeit erlangen können. Medizinisch versorgt, begleitet und gefördert werden die Schülerinnen und Schüler unserer Schule zusätzlich durch Krankenschwestern, Therapeutinnen und Therapeuten mit den Professionen Physiotherapie, Ergotherapie und Motopädie. Das gleichberechtigte Zusammenwirken der gesamten Schulgemeinschaft zielt dabei auf die aktive Teilhabe der Schülerinnen und Schüler am gesellschaftlichen Leben ab.

Der Förderverein der LVR-Förderschule Wuppertal unterstützt mit seinem finanziellen Engagement verschiedenste Bereiche des Schullebens. Ohne ihn wären vielfältige unterstützende pädagogische und therapeutische Maßnahmen und Interventionen nur schwer realisierbar.
Hauptaufgaben des Fördervereins sind die finanzielle Unterstützung von Klassenfahrten, Tagesausflügen und Unterrichtsgänge (Zirkus, Museen, Theater, Orchesterbesuche, etc.) sowie die finanzielle Unterstützung von Sonderfahrten mit therapeutischem Schwerpunkt (Ski-, Monoski- Reiter- und Wasserfahrten). Der Verein schafft  spezielle Lehr- und Therapiematerialien (elektronische Kommunikation im Rahmen der unterstützten Kommunikation und weitere therapeutische Hilfsmittel) an, die vom Schulträger nicht übernommen werden. Der Förderverein besteht seit Dezember 1979.

Website der LVR-Förderschule Wuppertal

 

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