Kindern umarmen sich

Lernpatenschaften der Gerhart-Hauptmann-Grundschule Grünheide (Mark)

Lernpatenschaften für Integration

In Grünheide wurden im November 2015 etwa 50 Neubürger aus Syrien, Afghanistan und Tschetschenien untergebracht. Es handelt sich größtenteils um Familien mit zahlreichen Kindern, die kein Deutsch sprechen. Einige sind sehr betreuungsbedürftig, was sicherlich auf ihre Situation und ihre Fluchterlebnisse zurückzuführen ist.

Daher entwickelte die Leitung der Grundschule die Idee, ein System von Lernpatenschaften zu etablieren. Sie sollen das gemeinsame Lernen und eine echte Integration ermöglichen, den Lernort öffnen, Vielfalt und Begegnung erlebbar machen. Die neuen Schüler*innen bekommen einen oder zwei Pat*innen, die sie möglichst täglich eine Doppelstunde lang begleiten. Dabei werden sie von der Förderlehrerin der Schule unterstützt. Alle Kinder erhielten ein Tablet mit einer speziellen Deutsch-Lernsoftware, was dazu führte, dass sich die deutschen Kinder förmlich darum gerissen haben, mitzumachen. Auch bei anfallenden Bank-, Arzt-und Amtsterminen der Familien werden die Betroffenen von einem Paten begleitet. Außerdem werden mögliche Wohnungen ausfindig gemacht, Besichtigungstermine vereinbart und die erforderlichen Telefonate geführt.

Freude am Lernen (C) Gerhart-Hauptmann-Schule

Freude am Lernen (C) Gerhart-Hauptmann-Schule

Diese Lernpatenschaften werden uneingeschränkt durch ehrenamtlich arbeitende Helfer geleistet. Die transparente Öffentlichkeitsarbeit und die vielen Unterstützer fördern einen intensiven Austausch über die Kinder. Dies wiederum verändert die Haltung und Perspektive derer, die anfangs ablehnend waren. Die Atmosphäre in der gesamten Gemeinde entwickelt sich hin zu einer Willkommenskultur. Berührungsängste werden durch das gegenseitige Kennenlernen abgebaut. Inzwischen finden täglich Kontakte zwischen deutschen und ausländischen Familien statt, auch Freundschaften haben sich entwickelt, mit gemeinsamen Unternehmungen und gegenseitigen Besuchen. Auch das Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen jenen Menschen, die den Geflüchteten gegenüber aufgeschlossen sind, hat sich verstärkt.

Die Schule als „Ort des Lebens“

Die Gerhart-Hauptmann-Grundschule Grünheide (Mark) befindet sich in einer kleinen Gemeinde im Land Brandenburg, in unmittelbarer Nähe von Berlin. Seit dem Schuljahr 2006/07 gibt es ein offenes Ganztagsangebot, um den etwa 350 Kindern eine durchgängige und sinnvolle Betreuung anzubieten. Sie sollen entsprechend ihren individuellen Fähigkeiten, Fertigkeiten, Interessen und Neigungen gefordert und gefördert werden. Das Curriculum wurde über alle Fächer hinweg auf drei Schwerpunkte ausgerichtet: Bewegungs-/Gesundheitsförderung, Leseförderung, Medienkompetenzentwicklung. Für die Nachmittagsgestaltung bieten zudem der Hort sowie etliche Vereine eine Vielzahl von Kursen oder Angeboten, wie beispielsweise eine Holzwerkstatt, Töpfern, Akrobatik. Die enge Verzahnung von Schule und Hort wird als sehr wichtig angesehen, um ein gemeinsames Haus des Lebens, Lernens und Lachens zu schaffen.

Zusammenarbeit im Gemeindegeschehen

Die Lernpatenschaften können nicht losgelöst vom restlichen Gemeindegeschehen betrachtet werden, da die Schule Lern- und Lebensort ist, und sich mitten in der Kommune befindet. Aus diesem Grund war eine Kooperation zwischen Schulleitung, dem Förderverein, der Gemeinde,der Kirche und dem neu gegründeten Unterstützerkreis unbedingt notwendig. Zusammen konnten anfängliche Ängste, die beispielsweise bei Informationsveranstaltungen in der Kirche zur Sprache kamen, durch Zuneigung und Verständnis, denen unter anderem in Form von Spenden Ausdruck verliehen wurde, ersetzt werden.

Aktiv im Schulförderverein

Der Schulförderverein der Gerhart-Hauptmann-Grundschule in Grünheidewurde 1996 gegründet. Er sieht seine Aufgaben vorrangig in der tatkräftigen und finanziellen Unterstützung der Schule bei der Organisation und Durchführung von Veranstaltungen und Projekten. Hinzu kommt der Kauf von Lehr-und Lehrmitteln, einschließlich Multimedia-Geräten. Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt, möglichst viele Eltern, Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler für die Mitarbeit zu gewinnen. Dies ist noch wichtiger geworden, seitdem der Förderverein im Unterstützerkreis für die lokalen Flüchtlingsfamilien aktiv ist.

Der Förderverein, in dem viele Eltern aktiv sind, hat als erstes Kontakte zu den Flüchtlingsfamilien geknüpft und über mögliche Willkommensaktionen geredet, um der ursprünglich fremdenfeindlichen Haltung in der Kommune entgegenzuwirken. Das große Engagement der Eltern wird außerdem anhand des jährlichen Sponsorenlaufes deutlich, bei dem je nach Lauf zwischen 4.500 bis 5.500 Euro gesammelt werden.

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