„Für Bildung zu spenden, das muss noch gelernt werden“

Wie kann man benachteiligten Schülerinnen helfen, den Lernverlust der Corona-Pandemie aufzuholen? Engagieren Sie sich in einem Förderverein, schlägt Katja Hintze vor.

// Dieses Interview erschien zuerst auf ZEIT ONLINE. //

Die Corona-Krise hat, falls das überhaupt nötig war, erneut deutlich gezeigt, welche Herausforderungen unser Bildungssystem hat. Unter Hashtags wie #elterninderkrise oder #coronaeltern tauschten sich Eltern über ihre Überforderungen und Nöte aus und beschwerten sich über das mangelnde Engagement einzelner Pädagoginnen und Pädagogen.

Viele Kinder nicht erreicht

Anstrengungen gab es jedoch auf beiden Seiten: Viele Lehrkräfte absolvierten, auch wenn sie oft ihre eigenen Kinder zu Hause betreuen mussten, Zwölfstundentage, um möglichst all ihren Schülerinnen und Schülern beim Homeschooling gerecht zu werden. Die bitterste Erkenntnis in dieser Zeit: Fast 20 Prozent der Schulkinder wurden über Wochen nicht erreicht.

Ehrenamtliche in der Bildung unterstützen

Die spendenfinanzierte Stiftung Bildung hat es sich zum Ziel gesetzt, Kitas, Schulen, Kinder, Lehrkräfte, Eltern und alle Engagierten zu unterstützen. Aktuell loben sie zum siebten Mal den Förderpreis „Verein(t) für gute Kita und Schule“ aus, einen bundesweiten Preis für Kita- und Schulfördervereine. Wenn Bildung gerechter werden soll, dann brauchen wir mehr gesellschaftliches Engagement und die Bereitschaft, genug zu spenden, sagt die Vorsitzende Katja Hintze.

Keine Lobby für Familien

ZEIT ONLINE: In der Zeit des Lockdowns haben sich Eltern darüber beschwert, dass Familien keine Lobby in der Politik haben. Was sagen Sie dazu?

Katja Hintze: Endlich wird das in breiteren Kreisen diskutiert! Das fordern wir seit Langem. Dafür suchen wir ja auch sehr dringend Spenden.

ZEIT ONLINE: Das Ziel Ihrer Stiftung ist also Lobbyarbeit?

Professionelle Strukturen nötig

Hintze: Unsere Vision ist, in der Bildung vergleichbare Strukturen wie das Technische Hilfswerk, die Sportverbände oder Wohlfahrtsverbände zu haben. Da hinken wir in Deutschland hinterher. Wir haben einen Bundeselternrat für Schulen und einen für Kitas und einen für die Kita- und Schulfördervereine, wir haben auch eine Bundesschülerkonferenz, aber keine dieser Strukturen hat eine stabile, langfristig aufgestellte hauptamtliche Geschäftsstelle. Für alle zusammen suchen wir nach 1,5 Millionen Euro im Jahr.

Politischer Druck für die Bildung

So lange es ist, wie es ist, sitzt auch gerade in solchen Extremsituationen wie in Corona niemand bei den Abgeordneten oder der Kanzlerin auf dem Schoß und macht Druck für die Interessen der Kinder und Eltern. Wir haben überhaupt zu wenig Bildungslobbyistinnen. Wir haben zwar die Interessensseite der Lehrkräfte abgedeckt, durch die GEW zum Beispiel, aber nicht die der Familien oder der Kinder und Jugendlichen.

ZEIT ONLINE: Wozu braucht es eigentlich Kita- und Schulfördervereine? Weil der Staat versagt?

Unkomplizierte und schnelle Lösungen

Hintze: Das ist nicht unbedingt der Punkt. Wir fordern zwar, dass zwölf Prozent unseres Bruttoinlandsprodukts für Bildung ausgegeben werden müssen und dass sehr viel mehr investiert werden muss. Gleichzeitig ist aber auch klar, dass unkomplizierte und schnelle Lösungen sehr gut von Kita- und Schulfördervereinen vor Ort geleistet werden können. Es ist also wichtig, dass es beides gibt, ehrenamtliches Engagement und Spenden sowie eine gute Finanzierung vom Staat. Gerade zu Ausbruch der Corona-Pandemie haben wir gesehen, dass Fördervereine zum Beispiel durch Patenschaften zwischen gleichaltrigen Kindern sehr schnell praktisch helfen können, sodass Kinder digital zusammen lernen und sich gegenseitig motivieren.

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ZEIT ONLINE: Bei Förderverein denke ich sofort an engagierte, bürgerliche Eltern. Wird so Bildung nicht noch ungerechter?

Hintze: Nein. Der Verein der engagierten Eltern, das war vor dreißig Jahren in der Bundesrepublik sicher noch die überwiegende Mehrheit. Inzwischen gibt es da viel mehr Vielfalt. In den letzten fünf bis zehn Jahren hat sich das komplett gewandelt. Möglicherweise ist das eine Folge des Pisa-Schocks, dass sich Menschen immer mehr im Bildungsbereich engagieren wollen, auch über die Schule der eigenen Kinder hinaus. Das größte ehrenamtliche Engagementfeld ist noch der Sport, aber das Interesse wächst sehr stark, Bildung zu unterstützen.

Auch Brennpunktschulen haben Fördervereine

Wir haben bundesweit 40.000 Kita- und Schulfördervereine, das heißt, über 80 Prozent der Schulen werden durch Schulfördervereine unterstützt, bei Kitas sind es geschätzte 30 Prozent. Wurden früher vor allem Gymnasien unterstützt, so haben heute auch Berufsschulen und Brennpunktschulen ihre Fördervereine. Dabei gilt die Regel: Je bürgerlicher die Schule, desto eher finden wir Eltern im Förderverein, je prekärer die Schule, desto größer das Engagement von Lehrkräften oder engagierten Menschen aus dem Kiez.

ZEIT ONLINE: Gibt es denn schon Beispiele von Schulfördervereinen, die Bildungsbedingungen an einer Brennpunktschule wesentlich verbessern konnten?

150.000 Euro im Jahr für Bildungsprojekte

Hintze: Es gibt vereinzelte Beispiele, wie eine Schule in Berlin-Neukölln mit Kindern aus 20 Herkunftsländern und 96 Prozent Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund. Diese Schule bekommt über ihren Schulförderverein 150.000 Euro im Jahr für Projekte. Die Summe ist vergleichbar mit einem anderen Schulförderverein in Berlin-Zehlendorf. Das sind jedoch noch finanzielle Ausnahmen, mit denen sich Bildungsbedingungen auf jeden Fall verbessern lassen.

Spenden für Bildung in Deutschland

Das Engagement für Bildung in Deutschland, wenn es nicht um die Schule oder Kita des eigenen Kindes geht, ist ein recht junges Phänomen. Menschen sind gewöhnt, für karitative Zwecke Geld zu spenden oder für die Schulbildung von Patenkindern im Ausland. Aber für Schulen in Deutschland zu spenden, muss gesellschaftlich erst gelernt werden. Wir brauchen da noch sehr viel mehr Ressourcen und Know-how, damit das vielfältige Potenzial der Kita- und Schulfördervereine – das bundesweite zivilgesellschaftliche Bildungsengagement – sich voll entfalten kann. Das ist einer der Gründe, weswegen wir an den Start gegangen sind.

ZEIT ONLINE: Welche Arten des Engagements gibt es denn neben dem finanziellen?

Hausaufgabenhilfe, AGs, Kochkurse

Hintze: Neben den Spenden, sind die Know-how- und Zeitspenden natürlich besonders wichtig. Vielleicht sogar noch wichtiger. Zum Beispiel Menschen, die Hausaufgaben betreuen, AGs anbieten, interkulturelle Kochkurse und inklusive Begegnungsmöglichkeiten schaffen. Ein ganz großes Thema sind auch Patenschaften. Diese Dinge brauchen nicht besonders viel Geld, aber sie fördern das einzelne Kind und den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

ZEIT ONLINE: Die Spendenbereitschaft der Millennials ist deutlich geringer als die ihrer Eltern. Fällt das beim Thema Bildung auch ins Gewicht?

Auch mal 1.000 Euro für Bildung

Hintze: Jüngere spenden auf jeden Fall anders. Nicht regelmäßig und verlässlich, nicht als Jahresmitgliedsbeitrag, sondern spontan, projektbezogen, an viele verschiedene Organisationen. Mal fünf Euro für dieses Projekt, mal zehn Euro für jenes. Oder auch mal 1.000 Euro, wenn sie wirklich überzeugt sind. Dies ist gut an der Vielzahl an Spendenplattformen zu erkennen.

ZEIT ONLINE: Gerade loben Sie den Förderpreis „Verein(t) für gute Kita und Schule“ 2020 aus. Was muss ich als Kita- oder Schulförderverein tun, um erfolgreich dabei zu sein?

Integration, Inklusion, Vielfalt oder Gender

Hintze: Die Verbände der Kita- und Schulfördervereine in Ihrem Bundesland und schlussendlich die diesjährige Jury mit Ihrem Projekt überzeugen. In diesem Jahr geht es um „Chancengerechtigkeit l(i)eben“. Also um Projekte zum Thema Integration, Inklusion, Vielfalt oder Gender.

ZEIT ONLINE: Rechnen Sie mit vielen Corona-bezogenen Bewerbungen?

Hintze: Ja, definitiv. Die Ausschreibung läuft noch bis zum 30. August, wir lassen uns überraschen. Wer für Bildung oder den Förderpreis spenden möchte, ist herzlich willkommen. Wir sind über jede Bildungsspende dankbar und versprechen diese wirkungsvoll einzusetzen.

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Titelbild: Bicanski / Pixnio

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